Eigentlich geben die verschiedenen Beiträge dieser Seite Aufschluss über den Bau des Pocketships von CLC Boats. Aber offenbar nicht alle, und es kamen im letzten Jahr einige Fragen hinzu. Ich will versuchen, sie in diesem Beitrag zu beantworten.
Es haben mich E-Mails erreicht von Menschen, die sich auch ein Pocketship bauen wollen, die aber durch den Verkauf meines Bootes nach relativ kurzer Nutzungszeit verunsichert wurden. Ist das Boot vielleicht doch nicht so gut? Hat es Nachteile?
Natürlich hat es Nachteile. Kein Boot ist perfekt, es ist immer ein Kompromiss zwischen Leistung, Vor- und Nachteilen, finanziellen Möglichkeiten, Platzverhältnissen und Nutzungswünschen. Das Pocketship ist ein feines Böötchen. Es muss nur passen.
Ganz deutlich: Ich würde es weiter nutzen, wenn nicht ...
Manchmal ändern sich Situationen. Beim Bau war nur vorgesehen, dass meine Frau und ich damit ein wenig segeln. Und da nicht klar war, ob meine Frau wirklich Freude daran haben würde, habe ich den Grundsatz aus Jim Michalaks Buch „Boatbilding for beginners“ befolgt, man solle ein Boot immer für sich selbst bauen, weil er oftmals gesehen habe, dass die Begeisterung des Partners auch mal abflauen kann.
Manchmal kann auch das Gegenteil eintreten: Die Begeisterung ist gestiegen. So wollen wir nun ausgedehnte Fahrten durchführen und bisweilen unsere zum Beginn des Baues nicht absehbaren Enkelkinder mitnehmen. Und, da ich als Selbstständiger zwar meine Zeit frei einteilen kann, aber nicht unendlich Urlaub habe, muss ich auf dem Boot arbeiten können. Dafür, das wird jeder einsehen, ist das Pocketship zu klein und hat zu wenig Stauraum. So haben wir uns für einen Jollenkreuzer entschieden, und für uns ist das die richtige Wahl. Siehe oben: Auch das Boot hat Nachteile, aber in der Summe ist es der beste Kompromiss.
Kann man das Pocketship wirklich mit vier Personen segeln?
Eine ganz wichtige Frage, die mir kürzlich gestellt wurde. Sie bezieht sich vermutlich auf ein äußerst imposantes Video, das ich hier einmal verlinkt habe. Ja, man kann das Boot mit vier Personen segeln, aber ich würde das aus verschiedenen Gründen nicht wollen.
Sieht man das Video aufmerksam an, fallen mehrere Dinge auf. Das Positive vorweg: das kleine Boot segelt wirklich so flott, auch oder gerade mit so vielen Leuten. Das Boot liegt satt im Wasser und ist gut getrimmt aufgrund des Gewichts der vier Personen und weil sie sich alle in der Bootsmitte drängen. Da sind wir aber zweitens bei der Enge: Der Skipper ist an der Pinne, zwei sitzen im Cockpit vor ihm und einer steht im Niedergang. Einer der Gäste muss auf der Bordwand sitzen, weil der Fußraum nicht bis nach vorn reicht. Bequem ist etwas anderes, unsicher ist es auch, denn es gibt im Pocketship wenig Möglichkeiten zum Festhalten oder Abstützen. Dazu achte man im Video drittens auf die Wende. Bei deren Einleitung sieht man, dass das Boot schon heftig krängt, obwohl drei Personen sich noch auf der Luvseite befinden, dann rutscht der erste halbwegs kontrolliert, halbwegs glücklich auf dem glatten Boden auf die andere Seite. Die Crew ist eingespielt oder hat Glück gehabt, eine Feierabendgesellschaft hätte auch leicht im Bach liegen können.
Andere Sitzpositionen sind in dem Cockpit aus mehreren Gründen kaum möglich. Ganz vorn ist es unbequem und schwierig, weil es keinen Fußraum gibt. Hinten ist problematisch, weil das kleine Pocketship kein Gewicht am Heck verträgt, vor allem aber, weil der Skipper die Pinne nicht mehr bewegen kann und die Leinen des Baumniederholers – zumindest bei nach Plan gebauten Booten, auf dem Video ist das offenbar anders gelöst – sich an den Mitseglern verheddern.
Fazit: Man kann zu viert segeln, wenn man es möchte. Aber sehr eingeschränkt.
Wie segelt das Boot und mit wie vielen Personen ist es sinnvoll?
Zwei Dinge muss ich vorwegschicken: Erstens betrachte ich mich immer noch als späten Segelanfänger, zweitens stammen meine Segelerfahrungen weitgehend von einem Revier, das viele als zum Segeln unmöglich betrachten. Ich war mit dem Pocketship und jetzt mit dem Jollenkreuzer auf einem kleinen, idyllischem Fluss unterwegs, mit vielen, teilweise extremen Flussschleifen, viel Wechsel zwischen Landabdeckung und freien Fläche, drehenden Mikrowinden, ordentliche Strömung (4 bis 5 Stundenkilometer), geringe Flussbreite von 30 bis 60 Meter, Buhnen mit Querströmungen, Sandbänken, Untiefen, bräsigen Stand-Up-Paddlern und Junggesellenabschiedskanuten mit Promillepegel in Horden. Segeln ist nicht überall und jederzeit möglich, es ist sehr anstrengend, aber, verdammt nochmal, wo es geht, macht es wirklich Laune.
Das Pocketship ist extrem wendig und läuft schon bei leichtem Wind, reagiert aber auch sehr agil und heftig auf Böen. Durch das Gaffelsegel fängt sich der Wind weit oben. Der Vorteil ist, dass man sich den Wind leicht holen kann, der Nachteil ist, dass der Wind auch leichtes Spiel mit dem leichten Boot hat. Mit der Zeit kommt man damit zurecht, insbesondere, weil man alles leicht im Griff hat, Schoten und Fallen gut erreichen kann und sich die Großschot gut aus der Hand halten lässt. Die Fock macht bei Wenden die Arbeit beinahe von allein, da muss man nur die Klemmen belegen. Das Boot ist sehr rank, und da der Fußraum lt. Plan unnötig schmal ist, sind Platzwechsel eine anstrengende Angelegenheit. Bei der beschriebenen Situation auf der Aller, meinem Heimatrevier, habe ich daher in der Regel mehr „auf einer Backe“ gesessen, manchmal auf den Knien, um schnell das Gewicht verlagern zu können. Auf ruhigeren Revieren wird das anders sein.
Am meisten Spaß macht es auf dem Boot, wenn man es allein segelt oder wenn man sich beim Segeln abwechselt. Man kann, wie bereits beschrieben, alles gut erreichen und der Vorschoter hat wenig zu tun. Er kann aber auch im „Niedergang“ stehen und von dort die Fockschoten gut erreichen. Falls aber ein Gewichtsausgleich zwingend notwendig sein sollte, ist die Position kontraproduktiv. Das hat uns einmal, neben anderen Fehlern, eine Kenterung eingebrockt.
Das Boot wird vom Konstrukteur als Daysailer eingestuft, und das sollte man auch wörtlich nehmen. Weekender geht sicherlich auch noch bei zwei Personen. Längere Touren kann man aus einer Sicht allein völlig unproblematisch machen, zu zweit ist das mit Einschränkungen möglich, wenn man sich mit sehr wenig Gepäck begnügen kann. Schlafen kann man zu zweit ganz ordentlich in der Kajüte. Die Stauflächen sind aber so angeordnet, dass man im Prinzip wie bei einem Schiebepuzzle immer hin und her stapeln muss. Der Stauraum im „Vorschiff“ ist sehr begrenzt und man tut gut daran, abweichend vom Plan Zwischenböden nach eigenen Bedürfnissen einzubauen, um den Platz besser nutzen zu können. Gepäcknetze oder Ähnliches können ebenfalls hilfreich sein. Der relativ große Stauraum im Fußbereich (Längs- und Querduchten) ist schwierig zu erreichen. Wir hatten Kisten, die wir herausziehen konnten, in einem Video hatte ich sogar einmal ein Rollensystem gesehen. Das funktioniert aber dann nicht mehr, wenn man Matratzen dauerhaft in der Kajüte hat. Abhilfe würden Kisten in den Duchten bieten, die man wie Regalschubladen über den Matratzen herausziehen kann. Rüstet man das Boot nach eigenen Bedürfnissen intelligent um, sind auch längere Touren zu zweit denkbar.
Die Cockpit-Stauräume am Heck sind recht üppig, nur verträgt das leichte Boot gerade am Heck kein Gewicht. In der Regel hat man einen Außenborder, der grob um die zwanzig Kilogramm wiegt. Dann taugt der Stauraum nur noch für Zubehör wie einen kleinen Faltanker, Leinen, Fender usw. Hinzu kommt, dass die Backskisten nicht richtig trocken sind. Meine Luken haben Starkregen nicht vollständig standgehalten, aber insbesondere Kondenswasser bildet sich. Für alles, was trocken bleiben muss, ist der Heckstauraum somit ungeeignet.
Fazit: Ein Daysailer oder Weekender für ein bis zwei Personen, kurzzeitig auch drei oder vier, für längere Touren allein kein Problem, für zwei Personen nach individuellen Einbauten.
Was kann man verbessern?
Das Pocketship ist ein wunderhübsches Boot, das einem in jedem Hafen schnell neugierige Blicke und anerkennende Kommentare bringt, es macht auch viel Spaß, ist unkompliziert, leicht zu handhaben, gut zu pflegen und einfach zu reparieren.
Die Pläne sind detailliert und man kann gut danach bauen. Man muss sich aber vor Augen halten, dass die Baubeschreibung den Bau des Prototyps beschreibt. Sie wird leider nicht laufend aktualisiert. John Harris geht davon aus, dass man sein amerikanisches Forum besuchen soll, wo alle Verbesserungen beschrieben sind. Bedauerlicherweise muss man auch bei den Bauplänen aufmerksam sein, weil es bisweilen Fehler in der Umrechnung des imperialen auf das metrische Maßsystem gibt. Manche Dinge kann man einfach besser machen und zum Teil gibt es in den Plänen, nicht nur aus meiner Sicht, eindeutige Konstruktionsmängel. In der Folge will ich anhand von Bildern, sofern vorhanden, schildern, wo es hakt, wo man etwas besser machen kann oder wo ich es nach meiner Ansicht besser gemacht habe.
Cockpitboden im vorderen Bereich stabilisieren
Tatsächlich hatte ich mir beim Bau schon die Frage gestellt, wie das vordere Ende der Leiste eine tragende Funktion haben sollte. Leider habe ich mich auf die Bauanleitung verlassen und nach Plan gebaut. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass die Sperrholzplatte in diesem Bereich mangels ausreichend stabiler Auflage leicht durchbiegt. Es bricht nicht und die Epoxidverklebung hält bombenfest. Das Problem ist: Wenn sich die Sperrholzplatte bewegen kann, ermüdet die weichere Maserung neben dem Epoxid und reißt unter der Belastung. In meinem Fall war es die Leiste, an anderen Stellen kann es auch die oberste Furnierschicht der Sperrholzplatte sein. Ich würde für die Leisten dringend eine erstklassige Qualität empfehlen und noch dringender, die im Nirwana endende Leiste (hier mit der Klebebandrolle) bis zur Kajütwand zu verlängern und mindestens eine, besser zwei oder drei Streben zwischen Bordwand und Schwertkasten zu setzen. Nur so bekommt der Cockpitboden auch im vorderen Bereich ausreichend Stabilität. Dieses Problem wird auch im amerikanischen Forum besprochen und es gibt Vorschläge zur nachträglichen Verbesserung. Besser einfach vorbeugen.
Wer sich überlegt, Schubkästen für die Duchten zu bauen, sollte das auch in dieser Bauphase machen. Später wird es eng.
Versteifung und Sitzbrett am Niedergang
Ein Stabilitätsproblem gibt es auch an der Kajütwand und dem Niedergang. Konstruktiv sicherlich nicht vorgesehen, verleitet die Plattenkante am Niedergang dazu, sich kurz mit dem Fuß darauf abzustützen, wenn man auf das Deck muss oder zurückkommt. Und wenn man in der Kajüte steht, setzt man sich schon mal auf diese Kante. Dafür ist die Platte nicht stabil genug. Auch hier walkt das Holz und später reißt die erste Furnierschicht unterhalb der Epoxidverklebung. Es geht um die Schottführung, die auf diesem Bild noch nicht montiert ist.
Aus meiner Sicht sollte man überlegen, die ganze Rückwand aus dickerem Sperrholz zu machen als im Plan vorgesehen. Mindestens empfehle ich auf der Innenseite ein schmales Brettchen, das aber über die gesamte Breite der Kajüte verklebt und durch Holzwinkel oder auf andere Weise stabil abgefangen werden muss. Das versteift die Konstruktion und bieten eine tolle Sitzhilfe, wenn man als Vorschoter oder Gast in der Kajüte steht.
Nähte in Holzfarbe kleben
Mir hat die Farbgebung meines Bootes gut gefallen. Aber gerne hätte ich zumindest Teile nur in Klarlack mit sichtbarem Holz gehalten, weil das einfach toll aussieht. Leider habe ich erst später daran gedacht. Zum Kleben habe ich bedauerlicherweise weißen Microfiller verwendet, statt ihn im Holzton einzufärben. Wer sich also mit dem Gedanken des sichtbaren Holzes trägt, sollte sich erkundigen, wie die Klebenähte eingefärbt werden können. Es gibt dazu verschiedene Methoden. Vorbedingung ist natürlich sauberes Arbeiten beim Nähen und Verkleben.
Durchgehende Bilgenklappe
Im Bauplan ist nur eine kleine Zugangsklappe zur Bilge vorgesehen. Für mich war das unverständlich, denn erstens ist das umständlicher zu bauen und zweitens kommt man nur noch an eine Bilgensektion. Zum Auspumpen von Bilgenwasser reicht das, weil die tiefstgelegene Sektion zugänglich ist. Aber der ganze Dreck, der sich in den anderen Sektionen sammelt, kann nicht mehr entfernt werden. Und da kommt einiges zusammen. Also habe ich den Boden erstens aus breiteren Brettern als im Plan gefertigt und auf jeder Seite eines der Bretter auf der ganzen Länge mit ein paar netten Messingscharnieren aufklappbar gemacht. Einfacher und besser. Ich würde es dringend empfehlen, denn beim Thema Ballast und Trimmung kommen wir noch einmal darauf zu sprechen.
Fußtunnel verbreitern
Vielleicht kann man es auf diesem Bild schon ahnen: Der Fußbereich ist recht schmal. Wer Schuhgröße 43 und höher hat, bricht sich die Füße, wenn er die Sitzposition von der einen zur anderen Seite wechselt. Es gibt keinen Grund, diesen Tunnel nicht breiter zu machen, aus meiner Sicht kann man leicht 5 cm auf jeder Seite hinzufügen, ohne dass es darunter in den Duchten zu Engstellen kommt.
Auch dieses Problem habe ich schon anderweitig gelesen – leider für mein Boot zu spät – und würde dringend raten, hier von den Bauplänen abzuweichen. Es geht nach meiner Ansicht nicht nur um Bequemlichkeit, sondern auch um Sicherheit.
Trailer sorgfältig aussuchen
Ich habe dummerweise erst nach einem Trailer gesucht, als der Rumpf schon fast fertig war. Leider habe ich in der Kürze der Zeit nur einen Standardtrailer gefunden, auf dem das Boot recht hoch liegt. Man benötigt bei diesem Gespann schon einen knappen Meter Wassertiefe, bis das Boot aufschwimmt. Das ist unnötig viel und verleitet dazu, das Boot per Winde über die Rollen zu ziehen. Der Kiel bekommt dabei regelmäßig kleine Schäden.
Man kann einen Standardtrailer von einer Fachwerkstatt umbauen lassen, sodass der Kiel nur knapp oberhalb der Achse liegt oder man schaut sorgfältig nach anderen Anhängern. Es gibt auch in Deutschland ähnliche Trailer wie den, den man bei CLC bestellen kann (der aber keine deutsche Zulassung haben dürfte). Im vergangenen Jahr sah ich an einem Brandenburger See einen solchen Trailer, sogar mit abgesenkter Achse. Bedauerlicherweise habe ich mir den Hersteller nicht gemerkt. Mein Tipp ist, schon bei Beginn der Bauarbeiten mit nach einem ordentlichen Anhänger zu recherchieren. Das Boote-Forum kann da eine gute Hilfe sein.
Keine Windhutzen aus Kunststoff nehmen
Diese Windhutzen aus Kunststoff sehen zwar hübsch aus, aber nur im Neuzustand. Schon nach der ersten Saison ist vermutlich der Weichmacher ausgetreten und die Oberfläche wurde klebrig. Eine ideale Basis für jeden Dreck, der sich auch nicht mehr entfernen lässt. Ich würde Alternativen aus Edelstahl empfehlen. Im Übrigen tragen die Windhutzen nicht sonderlich zur Belüftung der Kajüte bei. Auch nicht, wenn man sie in den Wind stellt. Der Windzug wird in den darunter liegenden Kästen offenbar verwirbelt und ausgebremst.
Mehr und größere Lenzlöcher
Im Bauplan sind die Lenzlöcher viel zu klein. Sie verstopfen rasch durch kleine Zweige, Blätter oder Insekten. Ich habe mehrmals nachbohren müssen, was einschließlich Versiegeln und Lackieren eine unnötige Arbeit ist.
Zudem benötigt man weitere Lenzlöcher, beispielsweise an den Schwalbennestern im Cockpit, in denen sich gerne Wasser sammelt. Eine weitere Stelle ist das Schiebeluk; in der Führung sammelt sich etwas Wasser, das ohne einen künstlichen Ablauf gerne mal in die Kajüte tropft.
Bullaugen zum Lüften
Die Bullaugen sind mir nicht so richtig gut gelungen, weil ich keine CNC-gefrästen Teile hatte und für eine sehr genaue Fertigung fehlte mir das Werkzeug. Wer einen Bausatz kaufen will und kann, ist da etwas besser dran. Aber unabhängig davon hätte ich, wenn ich das Boot behalten hätte, fertige Bullaugen aus Edelstahl gekauft. Die gibt es wasserfest schließend zu überschaubaren Preisen und bieten den Vorteil, dass man sie öffnen kann. Wie bereits beschrieben, bringen die Windhutzen keinen spürbaren Windzug. Da hätte ich gerne die Bullaugen für Durchzug öffnen können. Außerdem sieht das, wie ich finde, sehr viel besser aus – selbst, wenn die selbst gebauten Bullaugen sauber gefertigt sind.
Ballast hinzufügen
Wenn man sich dieses Bild genau ansieht, stellt man schnell fest, dass das Boot zu hoch im Wasser liegt und schlecht getrimmt ist. Nun bin ich kein Leichtgewicht, aber das spielt hier keine ganz große Rolle. Das eingegossene Blei reicht nicht, John Harris weist in seiner Bauanleitung eher beiläufig darauf hin. Er schreibt, wenn ich mich richtig erinnere, dass man bis zu 150 kg Blei in die Bilge legen könne. Ich habe es tatsächlich mit 120 kg versucht und muss sagen, dass ich nicht wüsste, wo man 150 kg sinnvoll stauen sollte. Mir schienen auch die 120 kg nicht sinnvoll, weil ein großer Teil des Ballast dann über der Wasserlinie liegen muss. Nach meiner Vorstellung bringt das keinen Vorteil.
Nach etlichen Experimenten bin ich darauf gekommen, dass 60 kg ausreichend sind, die aber möglichst weit vorn liegen müssen. Das bedeutet, dass ein Teil Ballast im vorderen Stauraum liegen muss und der Löwenanteil im vordersten Bilgensegment. Da kam mir meine durchgehende Bilgenklappe sehr entgegen, denn so hatte ich jedes Bilgensegment für den Ballast zur Verfügung. Es hat sich als richtig gut herausgestellt, wenn das Boot ohne Mannschaft leicht vorlastig im Wasser liegt. Die Erfahrung hat auch ein anderer Pocketshipeigner aus Deutschland mir bestätigt.
Die Frage für mich war, wie man das Blei rutschsicher staut, aber trotzdem flexibel ist. Die Lösung war Sand. Ich habe mir robuste und wasserdichte Sandsäcke besorgt, die Bleibarren in den Säcken in Sand gelegt und so hoch mit Sand aufgefüllt, dass die Säcke die ganze Bilge ausfüllen. So können sie in Lage nicht verrutschen und liegen fest unter dem Cockpitboden. Der ist in meinem Fall so stabil verbaut, dass da nichts ausbrechen kann.
Das Boot segelt so beschwert und getrimmt deutlich besser und ich bin sicher, dass wir – siehe Bericht auf dieser Seite – wahrscheinlich nicht gekentert wären.
Wenn es Fragen, Verbesserungsvorschläge und weitere Tipps zum Pocketship gibt, verwendet bitte auf dieser Seite die Kommentarfunktion. Nur der guten Ordnung halber weise ich darauf hin, dass meine Tipps auf eigenen Erfahrungen basieren und ich keinerlei Gewähr für ein sicheres und dauerhaftes Funktionieren geben kann. Ihr baut selbst und seid für das Ergebnis selbst verantwortlich.
3 Antworten
Sehr hypscher Artikel, der anderen bestimmt hilft. Die Probleme mit dem Trimm gibt es bei vielen Booten aus der „Selbstbaufraktion“. Ich selbst kämpfe bei einem Waarschip 660 plus damit. Ständig. Denn man möchte ja ein leichtes Boot und Blei erhöht das Gesamtgewicht. Offenbar wurde und wird (wie ich bei einer Dehler 29 während einer Regatta erleben durfte) der Ballastanteil ohne Besatzung berechnet bzw. ermittelt. Ist eben so. Grüße. Stefan.
Die vo Dir hier erläuterten Probleme kommen mir bekannt vor. Ich habe 2007 ein NIS 18 (Norfolk-Island-Sharpie) gebaut und auch einige Sachen geädert, obwohl Bruce Kirby als erfahrener Bootkonstrukteur schon sehr professionelle Baupläne anbot.
Ich habe z.B. einen durchgehenden Bleikanal mit 180 kg. Walzblei im Innern durchgehend in der Mitte des Bodens verlegt. (Schwert ist 30 cm aus der Mitte gerückt) und noch etwa 40 kg. im Innern des Bootes. Das bietet schon recht Stabilität.
Ausserdem führe ich auf Grund meines hohen Alters (82) ein Dschunkensegel. Leicht zum Hissen, leicht zu reffen und ausserdem in Notlagen schnell eingezogen. Bin sehr zufrieden damit.
Da wir nur noch zu Zweit und nur noch gemütlich segeln, kommen wir mit dem 5.60 m langen Pocketboot gut zurecht. Unsere wilden Jahre sind schon vorbei, geniessen heisst noch die Devise für die restliche Zeit.
Schöne Grüner Hans-Peter Büsser
Hallo Carlos, dann will ich auch mal was schreiben. Ich kenne ja Dein PocketShip aus eigener Anschauung. Das PocketShip ist ein hübsches Boot. Was ich auf jeden Fall ändern würde, wenn ich es bauen würde, wäre das Cockpit. Der „Tunnel“ muss so breit sein, dass der größte Segler seinen Fuß bequem drin drehen kann, wenn er die Seiten wechselt. Das muss ohne Verrenkungen und so weiter gehen und dafür muss zur Not Platz unter Deck weichen, weil es in erster Linie ein Segelboot ist und erst in zweiter Linie auch eine Koje hat.
Diese Änderung erachte ich als so wichtig, dass ich das sogar noch nachträglich nach dem Bau geändert hätte.
Dann würde ich beim PocketShip auf jeden Fall die von Dir angesprochenen Erhöhungen der Dimensionierung vornehmen.
Das von Dir verlinkte Video kenne ich. Es macht ordentlich was her. Aber: Bequem dürfte es für die Beteiligten nicht gewesen sein. Der arme Schlucker im Niedergang kann weder sitzen noch stehen, sondern hockt da irgendwie in einer Zwangshaltung. Der andere Typ, der auf dem Cockpitrand sitzt, müsste eigentlich einen Lifebelt tragen, weil der ansonsten jederzeit über Bord fliegen könnte. Ich denke, dass mehr als zwei Erwachsene auf einem PocketShip nicht segeln sollten.
Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! – May you always have wind in your sails and a hand-width of water under your keel!