Fast ein Jahresbericht

Auwei. Das wird beinahe ein Jahresbericht. Ich muss faul geworden sein, könnte man denken, da ich in diesem Blog schon so lange nichts geschrieben habe. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe beruflich und privat einiges um die Ohren, da fehlt die Zeit für Bau und Berichte. Aber untätig bin ich durchaus nicht gewesen, was das Schiffchen angeht. Ich fasse mal in chronologischer Reihenfolge zusammen.

Dass die Segel bestellt wurden, hatte ich bereits geschrieben. Sie sind nun schon lange da und warten wohlverpackt auf ihren Einsatz. Sie machen einen guten Eindruck und ich denke, mit der Wahl der Segelmacherei habe ich alles richtig gemacht. In der Zwischenzeit haben wir uns zwei schmale Sonnensegel machen lassen, die zwar aufgrund ihrer geringen Größe wenig Schatten bringen, aber doch ein bisschen. Vor allen Dingen kanalisieren sie wie ein Segel den Wind und sorgen für Erfrischung. Wenn alles ander fertig ist, werden wir uns noch andere Sonnensegel nähen lassen; zurzeit hatten wir auf dem nackten Boot allerdings kaum passende Befestigungsmöglichkeiten.

Erste Restaurierungsarbeiten

Im Winter und im Frühjahr hatte ich einige Restaurierungsarbeiten vorzunehmen. Die erste Saison hat das Boot aufgrund unserer Unerfahrenheit etwas leiden müssen. Wir sind einige Male irgendwo angeeckt und ein Mal bin ich bei Niedrigwasser bei voller Fahrt auf ein Kiesbett gelaufen. Der Schaden am Kiel, den man auf dem nebenstehenden Foto sehen kann, war aber erstaunlich überschaubar, wenn man überlegt, dass ich bei dem abrupten Stopp fast über Bord gegangen wäre.

Feuchter Stauraum

Um mehr Stauraum zu haben und den Krempel, den man eher am Cockpit als in der Kajüte braucht besser im Zugriff zu haben, habe ich mir Inspektionsluken besorgt und verbaut. Der Gewinn an Stauraum ist beträchtlich und so gut die Idee grundsätzlich ist, ärgere ich mich doch darüber. Die Luken sind nicht dicht. Wenn es ordentlich regnet, fahre ich in den Hafen und lenze. Mit einer manuellen Lenzpumpe für wenige Euro geht das zwar ganz gut und schnell, nervt aber trotzdem. Ich werde mir da noch etwas anderes einfallen lassen müssen.

Eigentlich hätte ich gerne geschlossene Boxen mit wasserdichtem Deckel gehabt, konnte die aber bislang nicht in einer passenden Größe auftreiben. Wenn jemand einen Tipp hat, bin ich dafür dankbar.

Verstärkung am Kabinenzugang

Eine gute Idee dagegen war es, am Kabineneingang nachträglich eine verstärkende Leiste einzuleimen. So schön das Pocketship ist, so sind einige Bereiche durch recht fragil. Ganz besonders, wenn man einen gewichtigen Skipper hat. Bei einer unbedachten Bewegung ist die Klebestelle am dünnen Sperrholz gerissen. Bei der Reparatur habe ich dies durch eine Leiste verstärkt; jetzt hat man nicht nur einen stabilen Auftritt, sondern kann behelfsweise ganz passabel darauf sitzen. Eine empfehlenswerte Bauvariante.

Schattenspender Baumablage

Im Bauhandbuch wird die Baumablage als „Goodie“ empfohlen, aus Sicherheitsgründen beim Segeln und als stabile Ablage beim Transport. Aber das gute Stück hat noch viele andere Vorteile: Bei uns ist es vor Mast und Baum auf das Boot gekommen, weil man daran ein Sonnensegel oder eine Plane befestigen kann. Das hat sich bewährt. Außerdem kann man daran prima Wäsche zum Trocknen aufhängen und sich beim Hantieren auf dem Boot festhalten.

Die im Handbuch beschriebene Variante aus zwei verschiedenfarbigen Hölzern mochte ich überhaupt nicht leiden. Ich habe relativ einfaches Nadelholz in Streifen geschnitten und verleimt. Das ist nicht nur stabil, sondern sieht – wie ich finde, ziemlich gut aus. In der Zwischenzeit habe ich richtig tolles Holz bekommen und werde bei Gelegenheit die Baumablage damit neu bauen, um alle Holzaufbauten aus einer Sorte zu haben.

Versuch mit Rudern

Da ich immer schon gerne gerudert bin, wollte ich das auch für das Pocketship testen. Probiert habe ich es aber nur einmal bei starkem Wind. Das hat nicht funktioniert, zumal die Ruderblätter zu klein sind und nicht genügend Vortrieb zulassen. Ich bleibe aber dabei und werde, wenn ich mal Lust un Zeit habe, die Ruderblätter vergrößern. Ich denke, es wird funktionieren. Von der Länge der Ruder, die aus Transportgründen limitiert ist, und der Sitzposition geht es durchaus.

Kiefernholz, das richtig Spaß macht

Das Holz für den Mast war wirklich mein Sorgenkind. Ich lebe ja nun mal mitten auf dem Land und da ist es gar nicht so einfach, gutes Holz für den Bootsbau zu beschaffen. Ich weiß gar nicht, was ich überall geschaut und versucht habe. Ich muss dabei gestehen, dass ich natürlich auch Angebote von den einschlägigen Spezialhändlern für Bootshölzer hatte. Ich bin nicht geizig, aber mitunter uneinsichtig. Das war der Fall, als ich die Angebote bekam.

Ich hatte mich also schon darauf eingestellt, sehr viel zu schäften oder mich alternativ mit anderen Methoden auseinandergesetzt, um kurze Holzstücke zu einem längeren Mast zusammenzusetzen. Am Schluss habe ich mich auf das Angebot meines örtlichen Holzhändlers meines Vertrauens eingelassen und habe mir eine Kiefer aufschneiden lassen. Das unbesäumte Holz ist zwar zu dick (27 mm statt der benötigten 19 mm) und erforderte einiges an Handarbeit. Insbesondere mit Heimwerkenwerkzeug eine kleine Herausforderung.

Aber: Das Holz ist praktisch astfrei und ich konnte den Mast ohne jede Schäftung aus ganzen Brettern herstellen, die in Längen von etwas mehr als 5 Metern geliefert wurden.

Überdies habe ich zu weniger als dem Preis, für den mir einschlägige Bootsbauhändler gerade mal die vier Brettchen für den Mast geliefert hätten, mehrere stattliche Bohlen bekommen, aus denen ich auch alle anderen Aufbauten des Pocketships noch herstellen kann. Und danach ist immer noch einiges für andere Projekte übrig.

So langsam kann man das Segelboot erahnen

Im Juli kam der Mast auf das Boot – in erster Linie, weil wir unser Sonnensegel dann besser befestigen können. Ja, und ein bisschen schicker sieht es auch aus.

Beim Bau des Mastes bin ich nach Handbuch vorgegangen und habe praktisch alles mit der Kreissäge gesägt. Ich bin nicht ganz zufrieden, das führt zu einigen Ungenauigkeiten. Es ist durchaus möglich, dass ich den Mast noch einmal neu baue und die Nuten lieber mit der Oberfräse deutlich genauer arbeite. Tolles Holz habe ich noch genug auf Lager.

3 Antworten

  1. Hallo Carlos,
    Seit meinem ersten Kommentar hat sich da ja schon einiges getan. Nur mit Segeln ist es glaub ich noch nichts geworden. Aber habe Geduld, es kommt alles! Ich habe beim Bau meines NIS 18 auch fünf Jahre gebraucht, bis es dann endlich losging. Die Spieren als zusätzliche Bauteile geben natürlich nicht unerheblich Arbeit. Andere knallen einen gekauften Mast drauf, fertig und segeln dann natürlich früher.
    Ich kann Dir versichern, dass auch mit einem Pocketship tolle Segeltörns zu machen sind. Ich habe früher mit dem NIS in den Ferien immerhin Reviere wie Chiemsee, Schlei, Flensburger Förde und Limfjord erlebt ohne Fehl und Tadel. Wenn man sich mit den Pockets nicht zu viel erlaubt und vernünftig bleibt, ist auch das sehr schön. Ich brauchte nie einen grossen Bordkomfort, Kocher, Geschirr Regenklamotten und Essvorräte und vieles mehr in den Backkisten reichten vollauf. Zudem hatten wir immer eine sogenannte Kuchenbude über der Pflicht. Dies weitet den Wohnraum ungemein aus. Da lässt sich auch einmal ein Regentag überstehen.
    Ich wünsche Dir auf nächstes Jahr viel Glück, dass Du endlich mit Segel auf Tour gehen kannst und stolz auf Dein selbstgebautes Schiffchen sein kannst.
    Gruss Hanspi

    1. Lieber Hanspi, da mache ich mir keinen Druck. Das Boot ist fertig, wenn es fertig ist. Wir haben es ja schon zwei Sommer als Motorboot nutzen können, das war auch schon sehr schön. Ein wirklich schönes Boot, das an manchen Stellen allerdings konstruktiv etwas stabiler sein könnte.

  2. Hi Carlos,
    nachdem es in meiner Familie in 2019 auch gesundheitliche „Dämpfer“ gesetzt hat, kann ich Deine Baumotivation umso mehr nachvollziehen.

    Meine Scamp ist einfacher- ich hatte im Juli das Vergnügen, sie zum 1. Mal zu segeln- nach 500 Stunden reiner Bauzeit => https://www.youtube.com/watch?v=F4lHofJJ3fk
    Es tut gut, etwas „Selbstgemachtes“ zu fahren…

    Wie steht’s mit dem Rigg- viel fehlt doch nicht mehr, oder?

    liebe Grüsse, Martin

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