Dieses Jahr war aus Sicht des Bootssports für uns ganz seltsam. Den Jollenkreuzer hatten wir gar nicht im Wasser, weil wir beschlossen hatten, ihn vom Bootsbauer Schritt für Schritt professionell restaurieren und superschick machen zu lassen. Schon im Frühjahr sollte das beginnen, aber vorher war mein Part, einige Dinge auszubauen. Ich hatte keine Zeit – zum Glück, muss man jetzt sagen. Dann gab es einen heftigen Sturm am Dümmer und der Bootsbauer hatte alle Hände voll zu tun, die Stege und Boote des eigenen Hafens sowie die zahlreichen beschädigten Boote vor Ort zu reparieren. Wir einigten uns, den Jollenkreuzer nach den Ferien zu bringen und brachten das Pocketship für kurze Zeit zu Wasser. Dann kam es wieder heraus, um es für einen Kurzurlaub am Zermützelsee vorzubereiten. Einen Tag vor der Abreise gab es einen Bruch an der Lichtleiste, der sich so schnell nicht reparieren ließ. Also ohne Boot an den See, bei prächtigstem Segelwetter. Im Anschluss kam das Pocketship wieder in unseren Heimathafen und dann folgte das kontinuierliche Sinken der Pegel. Bevor der Kiel im Hafenschlick saß, musste das Boot also wieder raus. Was im Heimathafen wegen des Wasserstandes nicht mehr ging. Also den Hafen fluchtartig verlassen und 20 Flusskilometer zu einem befreundeten Wassersportverein mit einer noch gängigen Sliprampe. Damit haben wir unsere Saison beendet und etwas frustriert ein aufblasbares Zweierkajak gekauft, um noch ein wenig aufs Wasser zu kommen. Das Kajak ist ein Full Drop Stitch, bretthart nach dem Aufblasen; wir sind sehr zufrieden.
Und dann tat sich alles Mögliche. Meine Frage, was ich eigentlich mit zwei Booten anfangen sollte, beantwortete sich auf angenehme Weise. Es gab eine Anfrage, ob ich das Pocketship verkaufen möchte. Emotional war ich ganz unsicher, rational gab es eigentlich keine Wahl. So gingen einige Mails hin und her, wir telefonierten, trafen uns, es gab ein ausgiebiges Probesegeln. Und ja, das Pocketship wird ab dem nächsten Jahr einen neuen und sehr würdigen, begeisterten Besitzer haben. Das macht es leicht, und mittlerweile freue ich mich.
Zumal wir schon den Jollenkreuzer haben, der über Winter ganz schick werden würde. Aber auch das kam anders. 2022 zeigt uns, dass wir kaum noch Zeit haben, an einem Boot zu basteln, dass unsere Enkelkinder mitfahren möchten und ich ein Büro für mich digitalen Nomaden einrichten muss, wenn wir nennenswerte Bootstouren machen wollen. Schon seit einigen Monaten dachte ich daher über den Bootstyp Greif 650 nach, eine konsequent auf Fahrtensegeln getrimmte Variante des 15er-Jollenkreuzers. Und siehe da, das erste besichtigte Boot war sofort meines. Sobald es hier ist, werde ich es näher vorstellen.
Alles fügt sich wunderbar. Nun muss sich noch jemand finden, für den der Jollenkreuzer „Bon voyage“ mit seiner ungewöhnlichen Maximalbreite von knapp 2,50 Metern und dem entsprechenden Raumangebot und seiner Robustheit genau das Richtige ist. Wir haben das Boot jedenfalls sehr genossen.
Noch eines hat sich in diesem Jahr wundersames getan: Durch einen Zufall ist der Bootsbauer, der den Jollenkreuzer 1989 für sich gebaut und dann ausgewandert ist, auf dieses Blog gestoßen und hat sein Boot wiedergefunden und konnte mir einiges über dessen Entstehen berichten. So schließt sich der Kreis.
Eines bleibt: Auch der neue Jollenkreuzer Greif 650 wird „Konfido“ heißen.
Technische Information zum Greif 650: Länge über alles 6,50 m — Länge Wasserlinie 6,28 m — Breite über alles 2,49 m — Tiefgang 0,20 / 1,15 m — zulässige Personenzahl 5, Kojen für zwei Erwachsene und zwei Kinder oder drei Erwachsene — Segelfläche vermessen 15 m², am Wind 22,32 m²