Über den Sommer und die Rückschläge und Fortschritte am Pocketship habe ich ganz vergessen, über die weitgehende Fertigstellung des Kajaks zu berichten. Sogar ein paar kleinere Fahrten habe ich damit schon unternommen. Vorweg: es ist ein wirklich schönes und kompaktes Kajak, geräumig, wendig, bequem und vor allen Dingen: sehr leicht.
Ganz fertig ist es noch nicht: an der Luke muss noch das eine oder andere gemacht werden, am Süllrand fehlt noch Farbe, ebenso ein paar Farbakzente am Boot und nach einem ersten rustikalen Einsatz auf der Weser sind schon die ersten kleinen Nachbesserungen notwendig.
Frustbau nach Plänen von CLC
Beim Kajak handelt es sich um das „WoodDuck“ von CLC aus den USA, in Deutschland vertrieben von Berger Boote. Nicht nur, dass mir dieses Boot für meine Zwecke besonders gut gefiel: bei CLC handelt es sich um den gleichen Plananbieter wie bei meinem Pocketship und die Pläne liegen in der gleichen Form vor. Insofern ist das Kajak ein ausgezeichnetes Testprojekt für das deutlich aufwändigere Pocketship.
So war es gedacht. Aber ich hatte keine Geduld, mich mit einem Testobjekt aufzuhalten. So bin ich gleich mit dem Pocketship angefangen und wollte mich im Winter mit dem Kajak beschäftigen. Dass es anders gekommen ist, hat mit einem grandiosen Rückschlag beim Pocketship zu tun. Dort hatte ich (beinahe) den Kiel vermurkst und dachte, ich bin einfach zu untalentiert für den Bootsbau. So habe ich zum Testen meiner Möglichkeiten das Kajak eingeschoben und siehe da: ich habe keine zwei linken Hände. Glück gehabt. So kam ich jedenfalls noch im Spätsommer in den Genuss, mit einem selbstgebauten Boot aufs Wasser zu kommen.
Die Pläne sind in Ordnung, aber nicht perfekt. Es gibt ein paar kleinere Fehler und Ungereimtheiten. Ich musste lernen, dass man sich — beim Pocketship gilt das gleiche — nicht Schritt für Schritt an die Anleitung halten darf. Begreift man die Anleitung mehr als eine Art Bauempfehlung und lässt seinen Verstand den gesamten Bau durchdenken, klappts deutlich besser. An manchen Stellen bräuchte man 1,30 Meter lange Arme oder müsste an Magersucht leiden, um problemlos in alle Enden des Bootes zu kommen, an anderen Stellen bräuchte man Kinderhändchen. Wenn man sich darüber vorher Gedanken macht, kann man sich die Arbeit erheblich erleichtern.
Kiefer als Bauholz
Für den Bootsbau wird immer zu Okoumé geraten. Ich fand es aber eine gute Idee, statt Tropenholz über Sperrholz europäischer Herkunft nachzudenken. Die Bootsbauer sind skeptisch, wenngleich in verschiedenen Ländern wie den USA und den skandinavischen Ländern auch mit den unterschiedlichsten heimischen Hölzern gebaut wird. Überdies ist Oukumé nach Holzfachbüchern vorwiegend für den Innenausbau von Booten empfohlen. Ich habe mir überlegt, dass daher Kiefernsperrholz ebenso geeignet sein muss, wenn es die gleichen Verleimungseigenschaften wie das marinegeeignete Okoumé hat – also fünflagig wasser- und kochfest verleimt. Das war problemlos und preiswert über meinen lokalen Holzhändler zu erwerben. Ein Kajak schien mir als Test gut geeignet.
Kiefersperrholz hat eine sehr derbe und unterschiedliche Maserung. Für eine farblose Lackierung ist es damit wenig empfehlenwert, es sei denn, dass man sehr sorgfältig aussuchen und die Sperrholzteile entsprechend schneiden kann. Das kann unter Umständen, vielleicht in Verbindung mit einer abgetönten Lasur, sehr interessant aussehen. Möchte man sein Boot aber ohnehin streichen, sind Holzsorte und Maserung vollkommen gleichgültig.
Kiefer hat eine ziemlich rauhe Oberfläche. Unter Umständen kann es hilfreich sein, die Platten vorher zu schleifen. Andererseit helfen die leicht herausstehenden Fasern dem Epoxid, sich noch fester mit dem Holz zu verbinden, sodass möglicherweise die Festigkeit erhöht wird. Kiefer ist auch langfaseriger als Okoumé, dadurch staubt es viel weniger beim Sägen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden. Allerdings ist es beim Biegen recht widerspenstig, weshalb ich beim Vernähen von Bug und Kiel auf reichlich stabile Drahtrötelei (siehe Bilder) und Wasser zurückgreifen musste und viel Geduld brauchte, damit das Holz nicht bricht. An zusätzliche Hilfe mit einem Heißluftfön habe ich nicht gedacht, der Tipp kam leider erst nach Fertigstellung.
Fazit: beim Bau und Fertigstellung, Stabilität und Gewicht betreffend gibt es keine Gründe gegen die Holzwahl. Ich glaube auch nicht, dass es weniger dauerhaft ist als Okoumé.
Fazit
Nach den ersten Testfahrten wurden bereits kleine Reparaturen notwendig. Das lag einerseits daran, dass ich zu ungeduldig war, um das vollständige Aushärten des Bootslacks abzuwarten, andererseits an den etwas rauhen Bedingungen an der Weser. Hier gibt es nur selten geeignete Stege oder Strände zum Ein- oder Aussetzen. Man landet an steinigen Ufern an, was man als robust bezeichnen könnte. Ein drittes Problem ist das Boot selbst: die Bugspitze steht sehr tief und schabt leicht ab. Die Standardschicht Gewebeband reicht nicht, bereits nach wenigen Fahrten war ich auf das Holz durch. Ich habe nach der Saison dort mehrere zusätzliche Lagen Gewebeband aufgebracht. Das wird zwar den Lack nicht schützen, aber doch zumindest das Holz.
Das Boot selbst ist, wie eingangs beschrieben, bequem, handlich, leicht und gut zu fahren. Trotz der geringen Bootslänge ist der Geradeauslauf gut, etwas seitenwindempfindlich ist es vielleicht, liegt stabil im Wasser, insgesamt sehr gutmütig zu fahren. Für längere Wanderungen ist es wenig geeignet, aber für kurze Ausflüge auf Flüssen mit geringer Strömung und ganz besonders zum Erkunden von Seen ist es ausgezeichnet geeignet. Wegen des hohen Zuladevolumens ist es als Angelkajak oder für Picknikausflüge gut zu verwenden.
Ich kann es empfehlen und würde es bei Bedarf wieder bauen. Beim nächsten Mal vielleicht mit Birken- oder Ahornsperrholz in Klarlackierung. Sieht bestimmt klasse aus.