Der Tag der Deutschen Einheit, zusätzlich Wochenende und Brückentag erlaubten, zum Ende der Saison noch einmal etwas zu segeln. Aufgrund der guten Erfahrungen im Sommer ging es wieder an den Plauer See. So viel vorweg: es war großartig.
Dabei fing es gar nicht so optimal an. Das Slippen im Segelhafen funktionierte zwar prima, aber dann gab es einige Probleme mit dem Boot, einer verbogenen Öse und endloses Warten auf den dortigen Hafenmeister, der auf dem unübersichtlichen Gelände unauffindbar war. So wurde es nichts mehr mit dem für Freitagnachmittag noch geplanten Schlag auf dem See. So fuhren wir zum Zielhafen der Müritzfischer, wo wir entgegen der ersten Auskunft doch noch einen Gastliegeplatz bekamen. Es ist ein guter Hafen, direkt am See gelegen, mit guten Hafen- und Sanitäranlagen und einem ausgesprochen netten Hafenmeister. Wenn man Glück hat und nach einem Segeltörn noch vor 16 Uhr anzukommen, kann man im Hafen auch noch sehr leckere Fischbrötchen zum verdienten Hafenbier bekommen. Ursprünglich war der Stadthafen geplant, aber der wäre uns doch etwas zu unruhig gewesen.
Für den Samstag war herrliches Segelwetter angesagt: viel Sonne, 4 Bft Wind und in Böen bis 6. Was wir nicht wussten, dass sich auch auf dem Plauer See eine Welle aufbauen kann, die auf der Müritz als die „Müritzwelle“ bezeichnet wird. Beim Segeln kamen wir damit gut zurecht, das war für uns Anfänger schon spannend, aber nicht beängstigend und das Boot hat das ausgezeichnet weggesteckt. Unangenehm wurde es erst, als wir vor der Einfahrt nach Lenz das Segel bergen und den Mast legen mussten. Die Welle war zwar nur einen halben Meter hoch, aber sie kam kurz und hart, recht unangenehm und es macht keine Freude, dann auch noch bei Böen auf dem Vorschiff herumzuturnen. An der Mole zur Einfahrt lief sogar eine Brandung auf, wie ich es eigentlich von der Nordsee bei frischem Wind kenne. Vielleicht als Hinweis für andere: Wir haben es angenehmer gefunden, die Welle bei den Arbeiten auf dem Boot unter dem Heck laufen zu lassen. Wie auch immer, wir haben alles hinbekommen, auch wenn es gedauert hat. Weiter in der Mitte des Sees ist es übrigens deutlich angenehmer, dort kommen die Wellen zum Teil sehr lang und sanft. Leider gibt es von diesem Tag weder Videos noch Fotos. Dafür hatten wir keine Hand frei.
Bei der Einfahrt in den Kanal nach Lenz und dem Petersdorfer See gibt es auf der linken Seite einen Takelplatz. Hätten wir das früher gesehen, wäre uns einige Aufregung erspart geblieben. Das Legen des Mastes kann man sich nicht ersparen, denn gleich nach der Einfahrt in den Kanal kommt eine Brücke, später auf dem Petersdorfer See eine Autobahnbrücke und im „Recken“ eine Überlandleitung mit etwa 8 Meter Durchfahrtshöhe.
In Malchow haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem Stadthafen gemacht. Der Hafenmeister ist freundlich, und wenn er Zeit hat, für ein kleines Schwätzchen zu haben. Die Hafen- und Sanitäranlagen sind in Ordnung und der Hafen zentral gelegen. Gleich nebenan befindet sich die Drehbrücke, dazwischen mit Blick auf Hafen, mit „Hafenkino“, eine gute Pizzeria und vor der Eisdiele eine große Sitzfläche, um über den See und auf die anlegenden Fahrgastschiffe zu schauen. Tagsüber ist es sehr lebendig, am Abend wird es aber deutlich ruhiger und man kann gut schlafen.
Im Ort gibt es etliche Restaurants. Die ohnehin stark angezogenen Preise haben an den Seen zusätzlich Urlaubsniveau. Deshalb freut man sich, wenn es auch noch Gaststätten mit einem ausgeglichen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Zu nennen wäre ein indisches Restaurant mit dem passenden Namen „Deutsches Haus“ in der Kirchenstraße auf der westlichen Seite sowie das Asia-Bistro auf der östlichen Seite, also der Insel Malchow. Auch die bereits genannte Pizzeria „Al Porto“ ist preislich – noch – im Rahmen. Es gibt vielleicht noch weitere, aber die kennen wir nicht aus eigener Anschauung.
Für den Landgang können wir das DDR-Alltagsmuseum und die Klosteranlage mit Orgelmuseum empfehlen – und natürlich Spaziergänge durch die pittoresken Altstadtteile beiderseits der Elde und des Malchower Sees.
Für den Sonntag war eher bedecktes Wetter mit gelegentlichen Schauern angesagt. So haben wir auf das Segeln verzichtet, zumal wir dafür die Drehbrücke hin und zurück hätten passieren müssen und die letzte Brückenöffnung am Sonntag bereits um 16 Uhr sein sollte. Somit wäre Segeln auf dem benachbarten Fleesensee nur ein kurzer Spaß gewesen. Der Molchowsee ist uns zum Segeln etwas schmal und zu belebt.
Perfekter Segeltag
Der Montag wurde ein perfekter Segeltag. Mal abgesehen, dass uns in den engeren Bereichen zwischen Malchow und Lenz einige Charterbootfahrer genervt haben, uns einer bei der Abfahrt vom Takelplatz sogar in die Bäume gedrängt und ein weiter gleich nach der Einfahrt in den Plauer See dreist die Vorfahrt genommen hat, lief ab dann alles prächtig. Bei 3 bis 4 Bft ohne jede nennenswerte Böe konnten wir zügig und sehr angenehm mehrere Stunden lang den schönen großen Plauer See absegeln. Wer sich wundert, warum wir auch bei diesen guten Verhältnissen ohne Vorsegel fahren: Es muss daran noch etwas gebastelt werden, daher haben wir auf den Einsatz verzichtet. Wir kamen ohnehin ausreichend zügig voran, am Samstag hatten wir sogar in der Spitze 14,6 km/h lt. Navionics / GPS. Und wir wollen es als Anfänger ohnehin langsam angehen.
Am Dienstag, Abreisetag, gab es am Morgen noch ein für uns amüsantes Ergebnis. Kurz vor der Ausfahrt aus dem Hafen hat ein Hausboot-Fahrer eine Charteryacht gerammt und darauf tatsächlich die Flucht übers Wasser antreten wollen. Offenbar hat er die Geschwindigkeit seines Konstruktes überschätzt und zudem nicht bedacht, dass direkt neben dem Hafen der Müritzfischer die Wasserschutzpolizei ihre Station hat. Die beiden Beamten haben ohne besondere Eile den Skipper nach wenigen hundert Metern in der Fahrrinne gestellt. Das dürfte ein teurer Spaß werden.
Wir sind zum Slippen wieder zum Segelclub motort, für die zehnminütige Fahrt hätte sich das Segeln nicht gelohnt. Zudem frischte der Wind schon früh auf und es war recht frisch. Wir konnten in aller Ruhe unser Boot ausräumen, slippen und startklar machen. Eine gute Stunde später waren wir auf dem Heimweg. Aber wir kommen wieder.