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Voll unter Strom

Das Titelbild dieses Beitrages muss man in doppelter Hinsicht deuten: Negativ und Positiv und alles hat mit meinem Epropulsion Motor zu tun. Aber der Reihe nach.

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In den vergangenen Wochen war ich einige Male voll unter Strom. Zunächst einmal ist mir ein Idiot im Hafen gegen das Heck meines Bootes gesemmelt — und natürlich stand kein Name dran. Eine Umlenkrolle am Aufholer des Ruders war herausgerissen und der Bügel verbogen, das ließ sich relativ leicht richten. Aber an der Motoraufhängung war ein Teil aus Alu-Druckguss gebrochen, sodass sich der Motor nicht mehr aus dem Wasser heben ließ. Insgesamt sah es so aus, als wenn die Halterung nicht mehr lange halten würde. Das war dann besonders ärgerlich.

Gebrochenes Teil der Motorhalterung am Epropulsion Spirit 1.0 Plus einschließlich verbogenem Bolzen.

Der zweite Grund, negativ unter Strom zu stehen, war kurz vorher das Kollabieren eines meiner beiden Akkus. Beim zweiten Akku ließ auch schon spürbar die Kapazität eine Woche nach dem Laden nach. Gut, die Akkus sind vier und drei Jahre alt, da kann so etwas schon passieren. Aber die Laune ist nicht besonders, wenn man erstens einen Schaden und zweitens deutlich nachlassende Akkus hat. Da macht man sich Gedanken, ob man noch einmal in Elektroantrieb investieren will. Andererseits – wir hatten uns einen Verbrenner ausgeliehen, und ja: Der Vortrieb und die Ausdauer machen schon Spaß. Aber der Lärm, der Gestank und dieses Nachtanken auf dem Wasser. Nö. Also mal eine Mail an Epropulsion schreiben und schauen, was trotz Ablauf der Garantie geschieht.

Und jetzt beginnt der positive Teil der Geschichte. Der Support aus Kiel meldet sich kurzfristig und fragt das Schadensbild nach. Der erste Akku wird bereits per Ferndiagnose als wahrscheinlich defekt eingestuft und soll zur Messung und weiteren Entscheidung eingeschickt werden. Der Energieverlust beim zweiten Akku allerdings sei bei diesem Alter normal und wohl kein Defekt. Ich könne den Akku dennoch zur Diagnose einsenden. Und das Ersatzteil für die gebrochene Halterung? Ist auf Lager und erfreulich preiswert. Ob ich auch nach Kiel kommen kann? Ja, kein Problem.

Natürlich wäre es praktischer gewesen, die Akkus zu verschicken. Aber ich dachte mir, ich verbinde das mit ein paar netten Stunden an der Ostsee und kann vielleicht vor Ort noch etwas lernen. Hätte ich von den Staus auf dem Hin- und Rückweg etwas geahnt, wäre die Entscheidung vielleicht anders gefallen. Wie auch immer.

In Schwentinental bei Kiel angekommen, musste man suchen. Die Vertragswerkstatt Ditoma hat weder Schild noch erkennbaren Briefkasten und ist Untermieter in einem Komplex im Gewerbegebiet. Letztlich habe ich es gefunden und wurde von einem Herrn sehr freundlich begrüßt, der sich als „der Techniker“ vorstellte. In der kleinen Werkstatt gab es erst einmal eine gründliche Anamnese, wie es beim Arzt heißen würde. Der kollabierte Akku wurde schon mal grob analysiert und als wahrscheinlich defekt angesehen. Zum zweiten Akku hieß es auch hier zunächst, das sei normal. Aber das werde gleich ausführlich gemessen, das dauere zwei, drei Stunden und ich verabschiedete mich bei traumhaftem Wetter an die Ostsee. Auf dem Rückweg bekam ich bereits einen Anruf, dass beide Akkus als defekt eingestuft worden seien und die neuen, die trotz abgelaufener Garantie auf Kulanz getauscht würden, stünden schon bereit.

In der Werkstatt angekommen gab es wieder ein freundliches Gespräch und auch mein bestelltes Ersatzteil lag im Regal. Bei der Gelegenheit ließ ich mir noch die größeren externen Akkus zeigen, die für die geplanten längeren Binnenfahrten nicht uninteressant sind und fühlte mich außerordentlich gut beraten. Abschließend bekam ich noch ein paar Tipps für den Einbau der Motorhalterung und machte mich bestens gelaunt auf den Weg.

Kritiker könnten einräumen, dass nach drei oder vier Jahren so teure Akkus noch nicht defekt sein sollten. Ich stimme dem in gewisser Weise zu, sie sollten länger halten, zumal ich jeden Akku bestenfalls zwanzigmal im Jahr lade, die zugesagten Ladezyklen also nicht einmal ansatzweise erreicht sind. Wir sprechen andererseits auch von einer vergleichsweise jungen Technik und von Akkus, die in einem relativ rauen Einsatz sind. Insofern muss man lobend darauf hinweisen, dass Epropulsion sehr kulant im Austausch ist und auch einen Akku tauscht, der bislang nicht defekt ist, aber Auffälligkeiten zeigt. Ich habe nach vier Jahren nagelneue Akkus bekommen und kann deshalb nicht klagen. Das weckt Vertrauen und wir werden ganz sicher bei der Marke bleiben. Der Motor ist robust, die Handhabung einfach, der Support verdient fünf Sterne und das Bootfahren ist sozusagen wieder unter Strom.

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